100 Jahre Paul Lechler

Heutzutage würde man sagen, dass Paul Lechler ein erfolgreicher Geschäftsmann und Visionär war: Im Alter von 22 Jahren stieg er als Teilhaber in die Lack- und Firnisfabrik seines Vaters „Christian Lechler und Sohn“ in Stuttgart-Feuerbach ein und brachte diese in kurzer Zeit auf Erfolgskurs. Die chemische Fabrik widmete sich der nachhaltigen Verbesserung von Holz durch spezielle Lackierungen, um Möbel langlebiger und widerstandsfähiger zu machen – ein florierendes Geschäft in jener Zeit. Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1878 veräußerte Paul Lechler die Fabrik. Nur ein Jahr später gründete er ein neues Handelsunternehmen in Stuttgart. Die Firma „Paul Lechler“ vertrieb zunächst Schmieröle und Holzschutzmittel, später kamen technische Produkte wie Dichtungen hinzu. Der Grundstein für die heutige ElringKlinger AG war gelegt.

In der Weihnachtszeit des Jahres 1875 entschied sich der junge Unternehmer gemeinsam mit seinem Vater, ihr soziales Engagement zu intensivieren. Rund 10 Prozent des erwirtschafteten Gewinns ihrer gemeinsamen Fabrik sollten den Armen und Bedürftigen zugutekommen. Paul Lechler behielt seine Wohltätigkeit sein Leben lang bei und verfügte in seinem Testament, diese Tradition weiterzuführen. Dem Wohlfahrtskonto, über das Paul Lechler die Spenden abgeführt hatte, gab sein Sohn 1928 eine feste, rechtliche Form:  Drei Jahre nach seinem Tod gründete Paul Lechler jun. im Jahr 1928 eine Stiftung. Das karitative Engagement wird seitdem über diese Stiftung gelebt, deren Wirken durch den Erfolg von ElringKlinger maßgeblich unterstützt wird. Die heutige Lechler Stiftung fördert gemeinnützige Projekte im Bereich Bildung und Gesundheit sowie in der Behinderten-, Jugend- und Altenhilfe.

Zeit seines Lebens hat Paul Lechler sich sozial engagiert und verschiedene Einrichtungen und Institutionen gegründet. Paul Lechler wollte nicht nur auf die sozialen Nöte der Menschen reagieren, sondern beschäftigte sich aktiv mit den sozialen Fragen seiner Zeit. Er engagierte sich in zahlreichen sozialen Projekten und strebte soziale Reformen an, zu denen er zahlreiche Schriften verfasste. Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1878 verkaufte Paul Lechler das Familienunternehmen und arbeitete ehrenamtlich als Armenpfleger in Stuttgart. Später gründete er eine neue Firma – die Wurzel der heutigen ElringKlinger AG. 1882 rief er ein „Büro zur unentgeltlichen Arbeitsvermittlung“ ins Leben, 1887 gründete Paul Lechler den Nothilfeverein in Stuttgart. Auch der Hymnus-Knabenchor in Stuttgart, das Deutsche Institut für ärztliche Mission (Difäm) und die heutige Tropenklinik Paul-Lechler-Krankenhaus in Tübingen gehen auf Paul Lechler zurück.

Die Familie Lechler bleibt dem Unternehmen bis heute treu. Noch heute gehören Familienmitglieder der nachfolgenden Generationen dem Aufsichtsrat an und kontrollieren die Firmengeschicke der inzwischen börsennotierten Gesellschaft gemeinsam mit weiteren Arbeitgeber- sowie Arbeitnehmervertretern.